Quellen zu Hunger und Fehlernährung
Der Welthunger-Index (WHI) ist ein Instrument, mit dem jährlich die Hungersituation auf globaler, regionaler und nationaler Ebene umfassend gemessen und verfolgt wird. Zu seinen Stärken zählen insbesondere:
-
Messung und Verfolgung langfristiger Trends. Aufgrund der Art und Verfügbarkeit seiner zugrunde liegenden Daten ist der WHI bestens geeignet, Hunger zu messen und dessen Verlauf in den letzten Jahren und Jahrzehnten zu verfolgen. Die WHI-Werte 2023 basieren auf den aktuellsten Daten, die für die herangezogenen Indikatoren für jedes Land verfügbar waren. Der diesjährige Welthunger-Index enthält WHI-Werte von 2000, 2008 und 2015, um Trends im Zeitverlauf aufzuzeigen.
-
Auskunft über Menge und Qualität von Nahrungsmitteln und Ernährung. Die vier Indikatoren, die für die WHI-Werte herangezogen werden – Unterernährung, Auszehrung bei Kindern, Wachstumsverzögerung bei Kindern und Kindersterblichkeit –, bilden sowohl einen Mangel an Kalorien (Quantität) als auch an wichtigen Mikronährstoffen (Qualität) ab.
-
Ergänzung zu anderen Berichten und Quellen. Länder mit hohen WHI-Werten, also solche, in denen der Kalorienbedarf vieler Menschen dauerhaft nicht gedeckt ist und/oder das Wachstum und Wohlbefinden von Kindern durch Unterernährung beeinträchtigt sind, sind besonders vulnerabel gegenüber akuten Ernährungskrisen, die in anderen Quellen thematisiert werden.
Diese bieten zusätzliche wichtige Perspektiven auf Hunger und Fehlernährung. Nachfolgend eine Auswahl und kurze Beschreibung dieser Quellen.
Quellen zu Hungerkrisen und Frühwarnsystemen
Famine Early Warning Systems Network (FEWS NET)
FEWS NET, ein Netzwerk der Frühwarnsysteme für Hungersnöte, stellt Echtzeitauswertungen und kurzfristige Hochrechnungen zu akuter Ernährungsunsicherheit in der ganzen Welt bereit. Es gibt monatliche Berichte und Karten heraus, in denen die aktuelle und prognostizierte Ernährungsunsicherheit detailliert dargestellt werden, sowie Warnmeldungen über aufkommende oder mögliche Krisen. FEWS NET wird vom Amt für humanitäre Hilfe der US-Behörde für internationale Entwicklung (USAID) finanziert und betrieben.
Global Information and Early Warning System (GIEWS)
Das Globale Informations- und Frühwarnsystem für Ernährung und Landwirtschaft (GIEWS) überwacht kontinuierlich das Angebot und die Nachfrage nach Nahrungsmitteln sowie andere Schlüsselindikatoren zur Beurteilung der allgemeinen Ernährungssicherheit in allen Ländern der Welt. Es ist eine Initiative der Ernährungsund Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und veröffentlicht neben regelmäßigen Berichten über die aktuell herrschenden Bedingungen auch Frühwarnungen vor drohenden Ernährungskrisen in bestimmten Ländern oder Weltregionen.
Integrated Food Security Phase Classification (IPC)
Die integrierte Phasenklassifikation zur Ernährungssicherheit (IPC) ist eine von 15 internationalen Entwicklungsorganisationen geführte Initiative zur Verbesserung der Analyse und Entscheidungsfindung im Bereich Ernährungssicherheit. Sie bietet eine einheitliche Skala zur Klassifizierung des Schweregrads und Ausmaßes von Ernährungsunsicherheit und akuter Fehlernährung. Die IPC-Skala für akute Ernährungsunsicherheit ist in fünf Kategorien unterteilt: minimal, angespannt, Krise, Notfall, Hungersnot. Darüber hinaus gibt es auch IPC-Skalen für akute Fehlernährung und chronische Ernährungsunsicherheit.
Global Report on Food Crises (GRFC)
Der jährliche Bericht des Global Network against Food Crises – eine internationale Allianz, die sich für die Beseitigung der Ursachen extremen Hungers einsetzt – vermittelt einen Überblick sowie den aktuellen Stand einzelner Länder hinsichtlich akuter, krisenhafter Ernährungsunsicherheit. Er basiert auf den IPCBewertungen und stellt eine Triangulation der verfügbaren aktuellen Beurteilungen zur Ernährungssicherheit dar, die teilweise unvollständig sind und aus unterschiedlichen Quellen stammen.
Quellen zur Ernährungssicherheit
The State of Food Security and Nutrition in the World (SOFI)
Dieser Flaggschiffbericht wird gemeinsam von der Ernährungsund Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF), dem Welternährungsprogramm (WFP) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstellt. Er zeigt die Fortschritte auf dem Weg zur Beendigung des Hungers und zur Erreichung von Ernährungssicherheit und analysiert die wesentlichen Herausforderungen zur Erreichung dieses Ziels im Rahmen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung.
Global Nutrition Report (GNR)
Der Global Nutrition Report, jährlich herausgegeben von einer Multi-Stakeholder-Initiative, gibt Auskunft über die Fortschritte der Länder bei der Erreichung der globalen Ernährungsziele, bewertet die Auswirkungen mangelhafter Ernährung auf die menschliche Gesundheit und den Planeten, beurteilt die Finanzierungssituation im Bereich Ernährung und gewährt einen umfassenden Überblick über die Berichterstattung zu früheren Verpflichtungserklärungen im Rahmen der Initiative Ernährung für Wachstum (N4G).
Voices of the Hungry Project
Dieses Projekt der FAO nutzt die Food Insecurity Experience Scale (FIES), ein erfahrungsbasiertes Maß für die Ernährungssicherheit von Haushalten oder Einzelpersonen. Die FIES ihrerseits basiert auf der Auswertung von acht Fragen aus dem Gallup World Poll, mit dem 90 Prozent der Weltbevölkerung erfasst werden. Das Projekt liefert aktuelle, international vergleichbare Informationen über Ernährungsunsicherheit, die für die Politik relevant und handlungsleitend sind. Eine Reihe von Fachliteratur und Forschungsergebnissen, die auf dem FIES basieren, sind verfügbar.
Global Food Security Index (GFSI)
Der jährlich publizierte Global Food Security Index (GFSI) basiert auf einem Modell, das 58 verschiedene Indikatoren berücksichtigt, mit denen Treiber von Ernährungssicherheit in 113 Ländern mit niedrigem, mittlerem beziehungsweise hohem Einkommen gemessen werden. Die Indikatoren lassen sich in vier Kategorien einteilen: Nahrungsmittelerschwinglichkeit, Nahrungsmittelverfügbarkeit, Nahrungsmittelqualität und -sicherheit sowie natürliche Ressourcen und Widerstandsfähigkeit. Entwickelt und ausgearbeitet wird der Index von Economist Impact, einer Sparte der Economist Group.
Quelle zum Recht auf Nahrung
State of the Right to Food and Nutrition Report
Dieser Jahresbericht, der vom Global Network for the Right to Food and Nutrition (Globales Netzwerk für das Recht auf Nahrung) herausgegeben wird, stellt eine jährliche Momentaufnahme der Entwicklungen in Bezug auf das Recht auf Nahrung auf nationaler und internationaler Ebene dar. Er ergänzt den FAO-Bericht State of Food Security and Nutrition in the World (SOFI) aus einer Menschenrechtsperspektive und beleuchtet die strukturellen Ursachen von Hunger und Fehlernährung.